Kollektivsparer im Vorteil: Beim kollektiven Sparen in der Rentenversicherung muss jeder Einzelne nur bis zum statistisch durchschnittlichen Alter sparen.
Angenommen, dies seien 100 Jahre, so muss jeder einzelne Rentenversicherte zum Ruhestandsantritt nach dem obigen Beispiel für weitere 40 Jahre gespart haben. Mit anderen Worten, der Sparbeitrag ist gleich hoch wie die Rente. Unter dem Strich spart der Rentenversicherte damit ein Drittel dessen ein, was der Individualsparer auf Seite legen muss. Verbraucherschützer bezweifeln, dass 100 Jahre als Durchschnitt angemessen sind und halten ein geringeres Alter für richtig.
Wenn das stimmen sollte, umso besser für die Rentenversicherung:
Dann muss der Rentenversicherte noch weniger sparen als der Individualsparer. In einer Welt mit Zinsen – hier zu verstehen nach allen Kosten und Steuern – sind die Unterschiede kleiner, aber immer noch bemerkenswert hoch. Verzinst sich das Sparguthaben beispielsweise mit einem Prozent über die gesamte Zeit, dann benötigt der Individualsparer für die obengenannten 1000 Euro Rente statt 1500 Euro „nur“ noch 920 Euro Sparbeitrag. Der Rentenversicherte profitiert allerdings vom Zins ebenfalls. Bei ihm sinkt der Sparbeitrag im selben Beispiel von 1000 Euro ohne jeden Zins auf 672 Euro bei einem Prozent Zins. Das kollektive Alterssparen ist damit immer noch 248 Euro günstiger als beim Individualsparer. – Rund 2000 Menschen sind laut dem Internetlexikon dokumentiert, die die Altersgrenze 110 Jahre erreicht haben.
Langlebigkeit ist demnach kein Marketinggag der Versicherungsbranche, wie es schon einmal aus Verbraucherschutzkreisen zu hören war. Vielmehr wird in den Generationen, die aktuell im Erwerbsleben stehen, Langlebigkeit bis weit über den 100. Geburtstag hinaus häufig vorkommen. Niedrigzins überfordert den Individualsparer.-Vermögen, das sich nicht verzehrt: Der Individualsparer kann deshalb nur eine Strategie verfolgen: Er muss versuchen, während seine Erwerbslebens ein Vermögen aufzubauen, das sich nicht verzehrt, sondern ausreichend Zinsen als Rente abwirft. (Hier wäre eine vermietete Immobilie in guter Lage gut geeignet.) In Niedrigzinszeiten ist das eine Aufgabe, die durchschnittliche Verdiener überfordert.
Ein einfaches Beispiel verdeutlicht die Dimensionen: Ein Erwerbstätiger beginnt mit 20 Jahren zu arbeiten und für das Alter zu sparen. Er arbeitet bsi 60 Jahre, also hat er 40 Jahre Zeit für das Alter zu sparen. Wenn er anschließend mindestens bis zum Alter von 120 Jahren (statistisch) sicher versorgt sein will, muss das Sparguthaben für weitere 60 Jahre reichen. In einer Welt ohne Zins heißt das schlicht, dass diese Person das 150% der später gewünschten Rente in der Erwerbszeit ansparen muss. Für 1000 Euro Rente sind das 1500 Euro Sparbeitrag (jeweils jährlich vorschüssig).
Quelle: Versicherungsmagazin, Autor: Matthias Beenken